Rolf Kuhrt
Formenverdichter zwischen Abstraktion und Realität
- Studium der Bildenden Kunst an der Kunstakademie in Dresden, Abschluss als Diplom-Grafiker und Bildhauer
- von 1985 bis 1995 Tätigkeit als Illustrator und Grafikdesigner für Verlage und kulturelle Institutionen
- während dieser Zeit Gestaltung zahlreicher Plakate, Buchcover und grafischer Serien
- seit Mitte der 1990er Jahre freischaffender Künstler
- 1998 Auszeichnung mit dem Kunstpreis der Stadt Leipzig
- 3. Platz beim internationalen Skulpturenwettbewerb in Paris (2019)

Die Arbeiten von Rolf Kuhrt besitzen eine Präsenz, die sich über ihre reine Materialität hinaus erstreckt. Seine Grafiken, Malereien und Skulpturen greifen architektonische und organische Strukturen auf, zergliedern sie und setzen sie neu zusammen. Die geschaffenen Formen wirken wie aus einem inneren Baukasten der Wahrnehmung heraus entwickelt, oft von roher Textur und zugleich filigraner Anmutung.
Kuhrt ist ein Künstler, der zwischen den Medien wechselt, sich keine strengen Grenzen setzt, aber stets einen durchgehenden Formwillen verfolgt. Seine Linienführungen und Reliefs zeigen eine Handschrift, die sowohl grafische Präzision als auch skulpturale Kraft besitzt. Die Gegenständlichkeit ist oft nur angedeutet, aufgebrochen oder fragmentiert, sodass seine Werke eine Balance zwischen Abstraktion und Realität schaffen. Die Farbgebung ist meist zurückhaltend, oft monochrom oder in reduzierten Kontrasten gehalten, wodurch die Formensprache noch stärker hervortritt.
Die Figuren in seinen Werken – wenn sie überhaupt klar erkennbar sind – scheinen entrückt, als ob sie sich in einer Zwischenwelt aus Geometrie und Emotion befinden. Manchmal sind sie in Bewegung, oft scheinen sie in einer fast archaischen Starre gefangen. Sie besitzen eine Aura von Zeitlosigkeit, als ob sie sowohl Vergangenheit als auch Zukunft in sich vereinen. Die Oberflächen seiner Skulpturen sind geprägt von Spuren der Bearbeitung, von Einkerbungen und unregelmäßigen Strukturen, die ihre Materialität betonen.
Der spielerische Umgang mit Perspektive und Raum kennzeichnet viele seiner Werke. In den Reliefs und Grafiken gibt es häufig Überlagerungen und Durchdringungen von Formen, die eine fast musikalische Rhythmik erzeugen. Dieses kompositorische Prinzip zieht sich durch alle seine Arbeiten – seien es Gemälde, Druckgrafiken oder Skulpturen. Der Künstler selbst spricht von einer ‚visuellen Grammatik‘, die er über Jahre hinweg entwickelt hat und die als Bindeglied zwischen seinen Ausdrucksformen dient.
Kuhrt vermeidet in seinen Werken einfache Erzählstrukturen oder offensichtliche Symbolik. Stattdessen lädt er die Betrachtenden ein, sich in seine Formwelten zu versenken und eigene Assoziationen zu finden. Die Werke fordern dazu auf, die Verhältnisse von Fläche, Linie und Raum immer wieder neu zu erkunden. Es sind abstrakte Kompositionen, die sich aus der menschlichen Wahrnehmung speisen, aber auf keiner festgelegten Bedeutung beharren. Gerade darin liegt ihre Stärke: Sie bleiben offen für individuelle Deutungen und entziehen sich einer schnellen Erfassung.
Rolf Kuhrt wurde 1936 in Bergzow geboren und zählt zu den bedeutenden Künstlern der Leipziger Schule. Nach seiner Ausbildung als Lithograf studierte er von 1956 bis 1962 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo er von Künstlern wie Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig geprägt wurde. Neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit war er über viele Jahre hinweg auch als Dozent tätig: Von 1987 bis 1993 leitete er die Fachklasse für Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Sein Werk umfasst ein breites Spektrum von Malerei und Druckgrafik bis hin zur Skulptur, wobei er stets eine enge Verbindung zwischen den Disziplinen suchte.
Seine Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem in Deutschland, Frankreich, Spanien, der Schweiz und den USA. Viele seiner Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.
Weitere Stationen
- 1992 erste Einzelausstellung in Leipzig
- 1995 Teilnahme an der Triennale für zeitgenössische Grafik in Krakau
- 1997 Aufenthalt in der Künstlerresidenz Cité des Arts, Paris
- 1998 Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds
- 2000 erste großformatige Skulpturenserie für den öffentlichen Raum in Deutschland
- 2002 Ausstellung im Museum für Moderne Kunst, Bukarest
- 2005 Gastprofessur für Grafik an der Kunsthochschule Stuttgart
- 2007 Teilnahme an der Biennale für Skulptur in Florenz
- 2010 Arbeitsstipendium in der Künstlerkolonie Worpswede
- 2013 Einzelausstellung im Kulturzentrum Basel
- 2015 Teilnahme an der internationalen Grafikbiennale in Lissabon
- 2016 große Retrospektive im Kunsthaus Dresden
- 2018 Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim
- 2019 Skulptureninstallation für das Museum der Moderne in Salzburg
- 2021 Ausstellung im Skulpturenpark Wuppertal
- 2023 Teilnahme an der Art Basel